Trachycarpus Fortunei
Die Chinesische Hanfpalme trägt den lateinischen Namen Trachycarpus Fortunei. In den Alpenländern wird diese Palmenart auch Tessiner Palme genannt, da die Palme im Tessin ein Klima vorfindet, welches sich für diese Palmen hervorragend eignet und die Palme dort schon seit Jahrzenten in verschiedenen Palmengärten und privaten Palmensammlungen vorzufinden ist.
Ihren lateinischen Namen erhielt die Palme nach dem englischen Forschungsreisenden Robert Fortune und wurde erstmals 1712 vom deutschen Arzt Engelbert Kämpfer auf einer Japanreise erwähnt.
1830 brachte der deutsche Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold einige Samenkörner der Trachycarpus Fortunei von einer Forschungsreise aus Asien mit nach Europa, so dass die Chinesische Hanfpalme schon im vorletzten Jahrhundert in einigen Orangerien und Parks als Garten-Palme zu finden war.
Bis 1931 trug sie den Namen Chamaerops excelsa und seitdem lautet der korrekte botanische Name dieser Palme auf Trachycarpus Fortunei.
Die Trachycarpus Fortunei kann gut als Gartenpalme ausgepflanzt oder auch als Kübelpflanze im Palmengarten stehen. Dabei sollte ein durchlässiges und leicht saures Substrat verwendet werden. Ältere Exemplare der Trachycarpus Fortunei vertragen auch reine Gartenerde. Die Trachycarpus Fortunei mag gern Sonne. Im Halbschatten wächst sie etwas langsamer. Durch ausgiebiges Bewässern im Sommer lässt sich das Wachstum der Hanfpalme anregen, so dass 15 cm Stammzuwachs oder mehr pro Jahr auch in unseren Breiten möglich sind. Erwachsene weibliche Trachycarpus Fortunei wachsen aber langsamer als männliche Exemplare.
Falls es draußen sehr kalt wird (< -10 °C) und gleichzeitig mit Wind zu rechnen ist, sollten ausgepflanzte Trachycarpus vor Wind geschützt werden (damit die Blätter nicht abbrechen). Die in Kübeln stehenden Hanfpalmen sollen dann in einen möglichst hellen, kühlen Raum gestellt werden. Es kann auch eine dunkle Garage o.ä. sein, jedoch sollte die Temperatur in diesem Raum nicht über 5 °C ansteigen.
Während der Winterruhe sollte das Substrat niemals austrocknen.
Im Freiland überwinterte Trachycarpus Fortunei sind sehr frosttolerant.
Ab etwa -10 °C sollten aber unbedingt Schutzmaßnahmen getroffen werden, da sonst Blattschäden bis hin zum vollständigen Absterben der Blattfächer drohen. Wirklich gefährlich wird der Trachycarpus Fortunei nur längerer Dauerfrost mit tiefem Bodenfrost, welcher die Wurzeln oder das Palmenherz schädigen kann. Dies führt in der Regel zum Verlust der Palme.
Egal für welche Schutzmaßnahme Sie sich entscheiden, ist es sehr wichtig, dass die Hanfpalme vor Regenwasser/ Schmelzwasser geschützt wird, welches tagsüber in das Palmherz (Vegetationspunkt, aus dem die Wedel herauswachsen) eindringen kann.
Dieses Wasser gefriert dann bei nächtlichen Frösten und zerstört dann das feine Gewebe der jungen Triebe.
Dies ist die am meisten auftretende Ursache dafür, dass im Freiland stehende Trachycarpus Fortunei den Winter nicht überstehen.
Im Frühjahr können Sie bei auf diese Art geschädigten Hanfpalmen die Wedel aus dem Palmenherz herausziehen, da diese am Stielansatz verfault sind. In der Regel sind diese Trachycarpus Fortunei verloren, jedoch gab es auch schon Fälle, in denen sich auf diese Art geschädigte Hanfpalmen über mehrere Jahre wieder erholten.
Die Trachycarpus Fortunei ist eine mittelhohe Fächerpalme, die im Alter eine maximale Wuchshöhe von 12 bis 15 m erreicht. Der Stamm dieser Hanfpalme ist in der Jugend vollständig und später nur im oberen Teil dicht mit braunen Fasern bedeckt.
Durch diese braunen Fasern erhielt die Trachycarpus Fortunei auch Ihren Beinamen “Chinesische Hanfpalme”.
Diese Fasern sind die Reste der Blattscheiden und der nach oben gerichtete Blattgrundreste. Die Blattbasen und Fasern bleiben sehr lange, manchmal fast das gesamte Pflanzenleben lang am Stamm haften, der bei erwachsenen Hanfpalmen einem Umfang von 70 bis 110 cm haben kann. Bei älteren Trachycarpus Fortunei ist aber oft zu beobachten, dass sich von der Stammbasis her die Blattbasen vom Stamm ablösen, sodass im Alter der untere Teil des Stammes häufig nackt ist. Es gibt auch Hanfpalmen, bei denen sich die Blattbasen schon frühzeitiger ablösen. Deshalb sehen ältere Trachycarpus Fortunei im unteren Bereich etwas dünner aus.
Der Stamm der Trachycarpus Fortunei ist aufrecht und erreicht eine Höhe von etwa 10 m. Ab einer Stammhöhe von etwa 1 Meter erscheinen im Frühjahr entweder männliche oder weibliche Blütenstände. Der zylindrische Holzkörper hat einen Durchmesser von 15 bis 20 cm, ist aber vollständig von der Basis bis zur Stammspitze mit permanent anhaftenden Blattbasen besetzt.
Zusammen mit dem dichten Geflecht aus ausgefransten Fasern beträgt der Stammdurchmesser bei großen Hanfpalmen etwa 25 bis 35 cm.
Trachycarpus Fortunei wird heute als Zierpflanze in vielen Palmengärten in Europa kultiviert und ist damit die am häufigsten ausgepflanzte Gartenpalme in Europa. Ihre Beliebtheit verdankt die Trachycarpus Fortunei ihrer Widerstandsfähigkeit und Robustheit.
Die Krone großer Exemplare dieser Hanfpalme setzt sich aus bis zu 50 Blattfächern oder mehr zusammen.
Die Oberseite der Palmfächer ist dunkelgrün und nur schwach glänzend, die Unterseite ist häufig bläulich-weiß bereift. Eine Breite bis etwa 160 cm und eine Länge der Palmwedel von etwa 90 cm sind bei der Trachycarpus Fortunei keine Seltenheit.
Nach und nach werden die ältesten Wedel im Laufe der Zeit von den Spitzen her gelb und vertrocknen.
Die meisten Palmengärtner entfernen diese abgestorbenen Wedel, da diese für die Trachycarpus Fortunei nichts mehr nützen. Werden diese abgestorbenen Wedel nicht von der Hanfpalme entfernt, verbleiben sie meist das ganze Palmenleben lang am Stamm. Daher erscheint die Krone der Trachycarpus Fortunei ohne gärtnerische Eingriffe in einer etwas länglichen Form, da die vertrockneten Palmwedel sich an der Palme nach unten hin mehr und mehr zum Stamm neigen und später dicht an der Palme anliegen.
Die Blattscheide der Palmenwedel bildet sich nach dem Absterben der Wedel zu einem Netz aus Fasern zurück, das dann in ein dichtes Geflecht aus langen, groben, dunkelbraunen, haarigen Fäden übergeht. Aus der Öffnung der Blattscheide entspringt ein langer blättchenförmiger Anhang, der sich in dünne papyrusartige, braune Streifen von 15 bis 50 cm Länge aufteilt.
Diese erscheinen nach unten hängend in großer Anzahl am zentralen Trieb und fasern sich in hunderte hanfartige Fäden auf.
Auf der Rückseite der Blattbasis verbleibt in der Mitte ein dreieckiger verholzter Teil, der nach oben in den Blattstiel übergeht.
Die Blattstiele der Trachycarpus Fortunei sind zwischen 0,5 bis 1,5 m lang. Die Länge ist stark von dem Klimabedingungen des Gebietes abhängig, in dem die Hanfpalme aufwächst.
Bei frisch importierten Trachycarpus Fortunei aus asiatischen Gebieten sind diese eher lang und dünn, da die Hanfpalme dort sehr schnell wächst.
Die in unseren Breiten neu gebildeten Blattstiele der Trachycarpus Fortunei sind eher kurz und kräftig, da durch die mitteleuropäischen Klimabedingungen die Palme etwas langsamer wächst als in ihrer asiatischen Heimat.
Die Trachycarpus Fortunei ist eine sehr variable Palme.
Zum einen gibt es aufgrund ihres großen geografischen Verbreitungsgebietes zahlreiche lokale Varianten und zum anderen zeigt diese Hanfalme eine beträchtliche Anpassungsfähigkeit an die Umstände, unter denen sie kultiviert wird.
Aus dem Samen ein und der selben Trachycarpus Fortunei können sich voneinander völlig anders aussehende Hanfpalmen entwicklen. Wie schon erwähnt, hängt dies mit dem Lichteinfall, der Wärme und der Wasserzufuhr am Standort der Trachycarpus Fortunei zusammen.
Die Trachycarpus Fortunei ist zweihäusig getrenntgeschlechtig, selten zwittrig.
Die männlichen Blütenstände wachsen zunächst aufrecht, dann deutlich gekrümmt und schließlich nach unten hängend. Sie sind 70 bis 90 cm lang, zur Hälfte aus einem dicken Stiel bestehend, rispenförmig, pyramidenförmig, mit drei bis vier Hauptverzweigungen. Nach der Blüte verwelken sie und trocknen aus, ohne jedoch abzufallen, sodass man an intakten Hanfpalmen häufig die Überreste der Blütenstände vergangener Jahre finden kann. Bei großen und starken Trachycarpus Fortunei erreicht der Stiel etwa den Umfang eines Handgelenks und ist von drei vollständigen Hüllblättern umgeben.
Die männlichen Blütenstände der Hanfpalmen sind mit sehr dicht stehenden, auffallend gelb gefärbten Blüten besetzt, die Blütenstaub absondern. Die weiblichen Blütenstände sind hellgrün und weniger dicht mit Blüten besetzt. Früchte entwickeln sich nach der Bestäubung nur an den weiblichen Blütenständen, es sei denn, dass sich neben den männlichen Blüten auch noch zwittrige Blüten an den männlichen Blütenständen befanden.
Bisweilen tragen männliche Trachycarpus Fortunei auch Blütenstände mit zwittrigen Blüten, die sich von den männlichen Blüten nur darin unterscheiden, dass sie ein wenig größer sind, und weniger dicht beisammen stehen. Auch sind die Fruchtblätter besser ausgebildet als in männlichen Blüten und sind in der Mitte ringförmig behaart. Die Fruchtblätter sind in etwa so groß wie die Blütenblätter. Das Erscheinen einiger zwittriger Blüten an männlichen Blütenständen von Trachycarpus Fortunei ist nicht wirklich ungewöhnlich, weil alle männlichen Blüten ohnehin recht gut entwickelte Fruchtblätter haben. Bei den zwittrigen Blüten sind diese Fruchtblätter jedoch, genau wie bei den ausschließlich weiblichen Blüten, mit einem Ring aus feinen silbrigen Härchen versehen, der sich etwas unterhalb der Mitte der Karpelle befindet. Dieser Ring fehlt bei den Fruchtblättern ausschließlich männlicher Blüten. Die meisten Fruchtblätter der zwittrigen Blüten sind gleichmäßig gut entwickelt, aber man findet auch welche, bei denen die Samenanlage vorzeitig abgegangen ist.
Zwittrige Blüten können auch an weiblichen Blütenständen auftreten, wodurch die weiblichen Blüten bestäubt werden können.
Die reifen Früchte der Trachycarpus Fortunei sind blaue, nierenförmige, glatte Beeren. Die Früchte sind zunächst grün, später gelblich, voll ausgereift sind sie jedoch blau-violett gefärbt, in etwa wie eine blaue Weintraube, und ebenso wie diese wachsartig bereift. Die Früchte der Trachycarpus Fortunei sind rundlich-nierenförmig auf der Querseite, 12 bis 13 mm breit, 9 mm hoch und etwa ebenso dick.
Die Samen sind etwas kleiner als die Frucht, haben aber exakt dieselbe Form. Sie sind etwa 11 mm breit, 7 mm hoch und 7 mm dick und weisen eine tiefe Kerbe an der Nabelseite auf.
Heimisch ist die Trachycarpus Fortunei vom Himalaya in Nordindien bis nach Nord-Thailand und China. Die wahre Heimat der Trachycarpus Fortunei scheint jedoch in den subtropischen Regionen Zentral- und Ostchinas zu liegen.
Die Hanfpalme ist eine der kälteresistentesten Palmenarten, weshalb sie auch oft in mediterranen Palmen-Gärten zu finden ist. In Europa ist diese Hanfpalme im gesamten Mittelmeerraum bis in die milderen Gegenden Mitteleuropas anzutreffen. Außer in den wintermilden Regionen (Niederrhein, Rheinland, Rhein-Main-Gebiet, Oberrhein, Nordseeküste und Inseln) benötigen die Trachycarpus Fortunei in Deutschland aber gelegentlich in sehr kalten Wintern speziellen Schutz.
Trachycarpus Fortunei ist die als Gartenpalme am häufigsten kultivierte Art der insgesamt acht offiziell anerkannten Hanfpalmen-Arten. Früher war Trachycarpus Fortunei eine wichtige Nutzpflanze, denn die zähen Fasern wurden zu Matten, Seilen, Bürsten und sogar Regenumhängen verarbeitet. Auch das dauerhafte, gegen Nässe widerstandsfähige Stammholz wurde sehr geschätzt.